Beine im Wellentakt

Zwei rote Fäden Flexifloss auf einem 10er Stinger.

Fährt man für eine Woche an die Ostsee und wettet, eine Meeräsche mit der Fliegenrute zu fangen, hat man eine gute Chance zu verlieren. Selbst die etablierten Methoden die Stationärrollenfischer können keinen Erfolg garantieren. Die Fische überhaupt zu finden ist die erste Aufgabe, und es gibt Wochen, in denen steht man jeden Tag mitten drin, und Wochen, in denen man überhaupt keinen Fisch sieht. Die Meeräsche als Bonefisch der Ostsee zu bezeichnen mag ja gehen, aber eigentlich ähnelt sie mehr dem Lachs, so selten schnappt sie nach der Fliege. In Großbritannien und Irland etabliert sich mehr und mehr die Methode auf Meeräschen mit einem Bissanzeiger zu fischen. Brot unter einer Pose ist bekanntlich der erfolgreichste Köder für Meeräschen, und da der ständig zu wiederholende Fliegenwurf eine hohe Scheuchwirkung haben kann, ist ein tragender Bissanzeiger eine sehr gute Verlängerung der Präsentation. Besonders bewährt haben sich dabei zwei Fliegen, die man auf Tiefe und mittlere Tiefe einjustiert, sagen wir bei einem Meter Wassertiefe auf 90 und 50 Zentimeter. Da die Äschen gut auf Bewegung reagieren, der Bissanzeiger aber ja nicht bewegt werden soll, ist die Bewegung den Fliegen eingebaut. Man legt einfach zwei Stränge rotes Gummi oder Flexifloss auf den Haken und bindet sie mit einem roten Körper fest. Das ist auch schon die ganze Fliege, die nun hinten und vorn wippend lockt. Der Bissanzeiger darf gern ein neuseeländischer sein, gern auch in schwarz, denn unsere besten Chancen haben wir bei Sonne, und da sieht man schwarz besonders gut. Fischt man an den Rändern eines Schwarms, ist es meist unvermeidlich, dass die Fische letztlich die Fliegen in die Mitte nehmen. Die Gummifliegen wippen im Schlag der Wellen auf und nieder, und die Chance auf einen Biss ist jederzeit da. Zieht der Bissanzeiger ab, anschlagen und hoffen, denn man hakt bei weitem nicht jeden Fisch. Wenn aber doch, ist man mitten in der Überraschung, mal wieder gute Teile von seinem Backing zu sehen. Der Fisch ist sehr lecker, verträgt aber auch gut zurückgesetzt zu werden. Was ja bei uns verboten, in Dänemark aber erlaubt ist. Noch diesen Sommer vor dieser Entscheidung zu stehen wünsche ich allen Strandgängern von Herzen. Ich werde diesem Glück auch ein paar Tage widmen, aber ohne Wette. Trotzdem, so meine ich, tasten wir uns technisch ran an diesen Fisch. Ich habe mir dieser Tage ein Paar Strandsandalen gekauft und mit Kövulfix Filzsohlen angeklebt. Auch das ist Fortschritt. Und als Trost sei jetzt schon gesagt, ein sonniger Tag am Strand ist auch ohne Fisch ein Gewinn.

Mit rotem Floss überwinden und mit UV abglänzen.

Und immer schön zu zweit fischen.

Ingo Karwath