Pupu Tupana

Hechelbonbon für Forelle und Lachs

Diese Fliege ist alternativlos. Stellen Sie sich mal vor, Sie können im Gasthaus am Abend erzählen, wie eine große Bachforelle der Reihe nach die schönsten Trockenfliegen ablehnte, aber dann: „(…) dann hab‘ ich das Tippet erneuert, weil ich wusste ich krieg‘ sie jetzt. Ganz sorgfältig eine Pupu Tupuna angeknotet, und was soll ich sagen, sie kam auf die erste Drift. Anhieb, und ab ging die Post!“ Es liegt nun am eigenen Talent, in welchem Stil man die Geschichte weiter gestalten und ausschmücken will. Entweder sachlich technisch oder romantisch lönslich, es bleibt einem unbenommen. Meine Anfänge waren ja in einer Zeit, in der das Gerücht über eine Fliege ein ganzes Hotel aus der Fassung bringen konnte. Das Internet gab es noch nicht, und Schücks „Fliegenfischer“ kam sehnlich erwartet ja doch oft zu spät in den Versand. „Trout & Salmon“ aus GB und „Fly Fisherman“ den USA kamen wie ein Uhrwerk, aber da steckte ja auch eine andere Wirtschaftspower hinter. Europäische Ideen fand man sonst in „Flugfiske i norden“ oder eben im „Fliegenfischer“. Die Englischsprecher hatten die Nase viel zu hoch, um Festlandeuropa auch nur wahrzunehmen. Ein Kontinent von Käsefischern halt. Bis europäische Ideen es in unsere Literatur schafften, verging schon mal ein Jahr. Das Gerücht über eine geheime Fliege blieb lange im Raum. Die Zeiten sind over. Klick, klick, klick, schon hat man alles. Außer dort, wo unsere üblichen indogermanischen Sprachen versagen, und das Finnische ist völlig unerschließbar. Rebhuhn heißt zum Beispiel peltopyy. Finno-ugrisch eben, obwohl fasaani ja wunderbar zu verstehen ist. Zum Glück ist die Bindeanleitung zur „Pupu Tupuna“ nicht schwer zu verstehen, und in Finnland ist dieses Muster von Größe 18 bis Größe 6 beliebt. Der Schaumstoffzylinder sollte etwa so dick sein, wie der Hakenbogen in Millimetern weit ist. Das ist ein guter Anhaltswert. Von Größe 18 bis 6 bewegen wir uns da zwischen 3 und 9 mm Bogenweite, und es stellt sich die Frage, wie man an den passenden Schaumstoff kommt. Zum Glück gibt es die Kollegen mit der Karpfenliege, die für ihre ausgeklügelten Montagen „Pop Up Foam“ verarbeiten, der ihre Kochknödel aufschwimmen lässt. Ein Cent-Artikel, der bei uns teuer verkauft wird. Mit etwa Geduld kann man aber bei Temu obsiegen. Da spart man 80%, und die verdienen immer noch selber 80%. Man kann Ethafoam Zylinder außerdem als Parachute Foam kaufen oder als Booby Eyes. Mit einem scharf geschliffenen Röhrchen in der Bohrmaschine kann man auch DIY Zylinder machen, aber ich meine die Fliege muss sich erst einmal bewähren. Also nicht gleich all in einsteigen. Die „Pupu Tupuna“ schwimmt natürlich extrem gut und lässt sich als Nymphenträger verwenden. Aber auch als Ameise oder Raupe kommt sie gut rüber, und in Größe 8 und 6 macht sie den „Bomber“ fast überflüssig. Der Name Harri Lehtonen verbindet sich mit der Fliege, und des Finnischen natürlich nicht mächtig vermute ich mal, er hat sie erfunden. In Finnland sagt kann sich nur die Farbe und den Durchmesser der Schaumwurst, wenn man etwas damit gefangen hat, sagen wir 6 mm keltainen, also gelb. Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Halford die Fliege nicht unter seine Hundert aufgenommen hätte. Ebenso wie der Namenspate, das Comic-Häschen Pupu Tupuna, bringt die Fliege aber einigen Witz in unsere Fischerei, und bedenkt man unsere grimmig ernsten, wie Taucher behängten Dreirutenfischer mit dem Drei-Nymphen-Sechs-Gramm Vorfach, haben wir das auch nötig.

Ingo Karwath