Das war die erste Wahl. Eine Brenda-Magnus Variante in dunklen Tönen.
So um die 20 Millionen Übernachtungen buchen deutsche Urlauber in Dänemark in einem guten Jahr, und man kann nur ahnen, wie viele von diesen Besuchern mit einer Angel im Gepäck anreisen. Könnte die Stadt Flensburg noch nach Gutdünken Zölle nehmen, sagen wir 10 Euro von jedem Grenzquerer, hätte sie vermutlich eine Infrastruktur wie Kopenhagen. Fahrradwege wohin man schaut. Künstliche Inseln. Parklandschaften. Schwimmbäder. Weil die Stadt Flensburg das zum Glück nicht darf, kann der nach Dänemark anreisende Fliegenfischer eine freiwillige Abgabe leisten. Dazu fährt man mit dem Navi zur Sylter Straße 4 – 6, nur Minuten von der Autobahn entfernt, eine ruhige Seitenstraße mit prima Parkplätzen. Dort ist „Der Heiländer“, aber viel wichtiger noch trifft man im Laden auf Svenja Bossen. Ihre dort an der Wand ausgestellten Fliegen erinnern stark an die Wände in schottischen Tackle Shops, und ich habe noch nie Fliegen im Verkauf gesehen, die durchgängig von so hoher Qualität waren. Hinzu kommt ein Eindruck, den man schwer in Worte fassen kann, denn Fliegen haben eine Aura, einen Touch, einen Appeal, der von Binder zu Binderin verschieden ist. Die Fotos erklären es vermutlich besser. Das Ganze setzt sich zusammen aus Sorgfalt und Proportion, Materialkombination und Handling, sprich bürsten und formen. Irgendwie ist mehr in den Fliegen drin, ohne dass man sagen könnte was, bis man dann eine Einmischung von ein paar Fäden oder Fibern doch erkennt. Na ja, ich bin jedenfalls auf dem Weg zwischen Kiel und Dänemark einfach mal reingeplatzt und habe ohne Anmoderation gesagt: Moin, ich hätte gern Ihre drei besten Meerforellenfliegen. Es folgte eine nachdenkliche Wahl, und dies hier ist meine Beute. Namen habe ich nicht, es sind Variationen bekannter Muster, mit einer wohl längeren Entwicklungsgeschichte. Bindeanleitungen zu geben steht mir nicht zu. Das müssen Sie von den Bildern abbinden. Was ja aber unserem inneren Kujau auch Freude macht. Oder Sie halten in Flensburg und zahlen die Fliegenabgabe. Es lohnt sich.
Die zweite Wahl, ein aufwändiger Kutling mit vielen Extrareizen.
Die dritte Wahl, ein perfekt geformter Shrimp in honigtan.
Ingo Karwath