Bootfoot

For international readers: Give us good bootfoot waders please. Must be possible!

Ich komme so langsam in ein Alter, in dem ich keine Stockingfoot Wathose mehr haben möchte. Jahrelang hat mir zuletzt eine in Odense gekaufte Aquax gedient, mit Bogs Stiefeln, also Bootfoot, in die ich in Sekunden hinein und hinaus schlüpfen kann. Leider ist die nun nicht mehr dicht. Schaut man sich nach einer Neuen um, fällt einem auf, wie sehr wir auf diesem Gebiet bevormundet werden. Wie auch beim Tauchen oder Surfen ist es zuweilen eine sportliche Großtat, überhaupt seine äußere Hülle anzulegen. Das hat etwas von einem Ritter. Als schlüpfte Leanne Morgan in einen Miracle Suit. Man muss doch kein großer Prophet sein, um zu wissen, dass die alternden Babyboomer so wie ich Bootfoot wollen. Dazu ein Stiefelknecht, und man angelt mit Eleganz und Würde, vorher und nachher. Die Werbung arbeitet aber gern mit dem Bild von einem fitten 28jährigen, der steinbockähnlich an einem Bergbach herumspringt. Das bin ich nicht. Ich bin ein Senior am Strand, auf der Kiesbank, in lieblichen Wiesen gar. Und derweil es fünfzig Marken an Wathosen gibt und fünfzig Marken Watschuhe hinzu, tut die Industrie so als wäre es eine Raketenwissenschaft, eine vernünftige Wathose mit Stiefeln unten dran auf den Markt zu bringen. Das ist so frech dämlich, dass man es fast bewundern muss. Man hat sich an den Profit, den man aus einer Wathose ohne Stiefel und dann plus Stiefel quetschen kann, so schön gewöhnt. Für das teuerste Modell mit den teuersten Stiefeln legt man 1900 Euronen hin. Nächstes Jahr vermutlich 2000 oder mehr. Zoll und Gegenzölle dräuen. Die günstigste Stockingfoot Wathose bei Temu kostet 17 Euro, und das ist Temu VK, denn bestellt man 500 Stück, bekommt man die vermutlich für 12 Euro. Nun kann man nicht annehmen, dass die teuerste Hose, 1442 Euro, für 1430 Euro besseres Material oder Handwerk in sich birgt. Ich wüsste, nicht wie das ginge. Fakt ist, dass man hier verarscht wird, und Wathosen so ähnlich wie Schnur das Core Produkt sind, mit dem sich der Handel gesundstößt. Was dem Optiker die Brille, ist dem Fachhändler die Hose. Der „Stern“ hat ja vor Jahren einmal belegt, wie man bei Brillen zur Ader gelassen wird. Die Gewinnmitnahme macht schwindelig. Das gilt auch für Wathosen. Guides und Influencer bekommen die guten Marken für lau. Als die Zeitschrift „FliegenFischen“ eine Wathose als Aboprämie vergab, heulte der ganze Markt auf. Aber, zum Trost machen sich etliche gute Marken Konkurrenz, und das wird wohl besser für uns. Leider immer noch zu kartellig, aber das wird, das entwickelt sich. Ich hoffte mal, dass Guideline oder Grundéns sich alternativ(er) aufstellen, aber bisher wohl nicht. In den USA teilt sich der Markt in zwei Gruppen auf. Die Jäger werden dabei besser bedient, denn sie bekommen vernünftige Wathosen mit Stiefeln zu einem angemessenen Preis. Weil sie bewaffnete Republikaner sind? Die Fliegenfischer werden anders bespielt. Demokratische Tofubrater? Hosen und Schuhe getrennt, Reißverschlüsse und Wechselsohlen, Taschen und Schlaufen und gar intelligente Hosenträger. You name it. Will ich alles nicht. Ich möchte eine atmungsaktive Wathosen mit Stiefeln und Filzsohlen, die mir an den Füßen gut und am Körper bequem passt. Vermutlich bin ich mit dem Wunsch gar nicht so allein. Und wir Boomer sind eine Macht, wir sind zahlreich, unsere Konten sind fruchtbar und mehren sich. Wir wollen so eine Hose. Sie darf gern einen Markennamen tragen und unter 500 Euro kosten. Dann würde ich auch zwei kaufen, eine mit Gummisohlen noch dazu. Kann das mal bitte einer machen. Und dann auch wirklich importieren und in den Markt bringen, ja.

Ingo Karwath