Käfiglachs und Biomüll

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Vor 25 Jahren konnte man damit rechnen, dass eine Million Atlantische Lachse alljährlich nach Schottland kamen um in die Flüsse ihrer Geburt aufzusteigen und zu laichen. Aus vielen Gründen, und Fischkäfige sind einer davon, vielleicht der schlimmste, kann man für 2025 nur noch mit 300.000 bis 400.000 Lachsen rechnen. Ein Verlust von 60 bis 70 %! Durch den ersten Herbststurm des Jahres sind nun vor wenigen Tagen am Loch Linnhe 75.000 Farmlachse aus einem Käfig entkommen und ins freie Meer geflüchtet. So schön das auch für die Lachse sein mag, sich mal zu strecken und freies Wasser zu durchschwimmen, sie sind eigentlich für die Natur nicht gemacht. Im Prinzip sind sie Biomüll. Viele werden es nicht schaffen, aber einige eben doch, und dann letztlich in die Flüsse aufsteigen und sich mit wilden Lachsen paaren. Es gibt in Schottland Flusssysteme, in denen schon 10 % der Population von nachteiligen genetischen Veränderungen durch Käfiglache betroffen sind. Diese Zahl dürfte sich durch den neuen Ausbruch erheblich steigern. Das norwegische Unternehmen Movi, dem der Käfigbetrieb gehört, kann es sich erlauben einfach mit den Achseln zu zucken. Im Gegensatz zu den Gesetzen in Norwegen wird in Schottland keine Strafe fällig. Die Lachskäfigindustrie in Schottland setzt etwa 760 Millionen Pfund um. 2500 Menschen sind dort direkt beschäftigt. Warum sich diese Betriebe, ganz im Gegensatz z.B. zur Tabakindustrie, so einen schönen Freibrief erkaufen konnten, bleibt schleierhaft. Natürlich werden sie absehbar für ihre Umweltverbrechen zahlen müssen, in 20 Jahren oder so, aber unter dem Strich werden die Schäden und die Gewinne erst mal bleiben. Aber es gilt das Dennoch-Prinzip von Hoimar von Ditfurth. Wir bekämpfen sie dennoch. Wir essen keinen Käfiglachse und bekämpfen das Produkt an jedem Esstisch. Achten Sie auf Ihre Wortwahl: Nicht Farm, nicht Zucht, sagen Sie Käfiglachs und Biomüll.

Ingo Karwath