Rotfranse

For international readers: GP feathers are becoming more and more scarce in Europe. You might try the hatmakers business, where the GP is known as „Rotfranse“.

Als es mir vor sehr vielen Jahren einmal gelang, mehrere hervorragende Jungle Cock Bälge für kleines Geld zu kaufen, blickte ich natürlich nicht mehr zurück und verpasste den Moment, als der Vogel geschützt und die Feder verboten wurde und der Handel eintrocknete. An einer Stelle, an der ich nie und nimmer damit gerechnet hätte, beim Goldfasan, haben wir jetzt ein ähnliches Problem. Es gibt in ganz Europa keinen Goldfasanenbalg mehr zum üblichen Preis, den ich so um 15 Euro annehmen möchte. Einzelne Exemplare für 60 bis 70 Euro lassen sich noch finden. Mein Artikel über die Herstellung von 100 großen „General Practitioner“, für den ich sechs Bälge verbrauchte, weil man für den Rücken die großen, langen, roten Federn benötigt, wäre heute nicht mehr denkbar. Der Wert der Fliegen ginge hinauf zum Hechtfliegenpreis, siehe Der Profi. Der Goldfasan ist auch außerhalb seiner Heimat weit verbreitet, wird als Speisevogel gezüchtet und fällt nach meiner Recherche in die „least concern“ Kategorie. Also weit davon entfernt gefährdet zu sein. Was zu dieser Knappheit führte werden die Händler besser wissen, aber ich nehme an die Vogelgrippe, der Brexit und die EU spielen da heftig zusammen. Veniard sitzt in London. Aber selbst in GB sieht es schlecht aus mit dem Balg, sogar bei den Großversendern, die bei Material sonst eine sichere Bank sind. Die letzte Möglichkeit, die sich noch bietet, ist der Schmuck- und Bastelfedernhandel, auch und gerade im Internet und direkt aus China. Aber da sind wir in Deutschland wegen unserer Hutmoden gar nicht schlecht aufgestellt, und die Putzmacherei kennt die GP-Feder als Rotfranse. Ich habe mal ein paar Tüten bestellt, um das zu testen, und man bekommt fünf Gramm für fünf Euro. Eine Tüte habe ich geöffnet und vorverarbeitet. Man erhält um die 150 Federn, von denen sich ein gutes Drittel für Shrimps und GP’s bis Größe 6 eignen würde. Die wirklichen Superfedern wurden vorher aussortiert, und einen großen Norwegen GP auf einem 2er Zwilling könnte man nicht binden. Jedenfalls nicht mittig geteilt, aber mit dreifachem Rückenschild und sechs Federn wird es gelingen. Und wenn alles gut gelingt, dann frisst der Lachs zur Not auch Fransen. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, trägt doch die Schmuckfeder ein karnevalistisches Element in die Lachsfischerei hinein, die sich in der Nähe mancher Campingplätze ja ohnehin wie ein Rosenmontagsumzug anfühlt. So viele Leute stehen da. Zu wünschen sind natürlich stillere Momente, mit frischen Lachsen im Pool, die ganz sicher unsere Mühen belohnen für eine Feder solche Umstände gemacht zu haben.

Ingo Karwath