Der über 400 Kilometer lange Klamath River, der im Süden Oregons entspringt und im Norden Kaliforniens in den Pazifischen Ozean mündet, war in seinem Tal schon vor 7000 Jahren besiedelt, und wie man sich denken kann, waren die Lachse das Manna der Region für Mensch und Tier. Die Karok, die Hoopa und die Yurok siedelten an seinen Ufern, und natürlich ging es nicht nur friedlich zu. Kriegerische Stämme waren nie weit. Aber zunächst mit den Trappern, dann mit den Goldsucher, und später mit den Holzfällern kamen im 19. Jahrhundert ganz neue Fremde und Feinde hinzu. Jeremiah Johnson, den wir in der Verkörperung von Robert Redford kennen, war einer der ersten Weißen im Tal. Der Klamath, abgeleitet von dem Indianerwort „klamet“ für schnell, erlebte dann eine Ausrottung der Lachse, die man nur mit der Ausrottung der Büffel vergleichen kann. Die COPCO, die California Oregon Power Company, baute 1922 die Sperrmauer Copco Number 1, legte 1925 mit Copco Number 2 nach, baute Mitte der 50er Jahre die Big Bend Sperrmauer und 1964 den Iron Gate Damm. In den Annalen steht, er wurde 1964 ‚eröffnet‘. Was für ein böser Sprachwitz. Copco nannte sich später in Pacific Power & Light um und man hatte sogar die Frechheit, Big Bend in J.C. Boyle umzubenennen, um einen ehemaligen Chef von Copco zu ehren. Was für eine Ehre, wenn der eigene Name mit einem Umweltverbrechen verbunden wird, das seinesgleichen sucht. Natürlich baute man Fischzuchtanstalten und Fischtreppen was das Zeug hielt, aber das war die übliche Augenwischerei. Die zunehmende Erwärmung und die trotz der Trockenheit genehmigte Wasserentnahme durch die industrielle Landwirtschaft brachten den Klamath zuletzt in einen beklagenswerten Zustand. Weniger als 2% der Wanderfische machten sich noch daran, den Aufstieg in diese Todeszone zu versuchen.
Die Yurok am Unterlauf, die man auch die „salmon people“ nennt, mussten für ihre kulturellen Veranstaltungen Lachs importieren. 2005 hatte PPL die Frechheit, noch mehr Dämme zu beantragen. Vermutlich der Tropfen zu viel. Ein kraftvoller Gegenwind entstand. Nach Jahrzehnten der Arbeit von Umweltverbänden kam es 2022 zu dem nicht zu erwartenden Beschluss, die Dämme am Klamath einzureißen. Ein in dieser Dimension noch nie gewagtes Unterfangen. Der Klamath ist nun seit 100 Jahren erstmal wieder in seinem angestammten Bett. Alles Ungute, was sich hinter den Dämmen mit angestaut hat, wird leider flussab geschwemmt, aber ein Aktivist sagte dazu, es wäre „a short time pain for a long time gain“! Die Dämme, die einmal Copco waren und nun unter Pacific Power entfernt wurden, gehörten übrigens Warren Buffet. Der nette alte Herr mit der vollen Kasse. Sie machten 2% der Energiegewinnung von PP aus. Und für die Brieftasche von Hathaway ist der Verlust wohl auch nicht ganz so schlimm. Aber wenn sich die Zahlen genauso wandeln könnten, wenn nämlich für 2% Verzicht wieder 98% Lachse aufstiegen, dann wäre das fast ein Wunder der Neuzeit. Der Blick auf das blaue Band des Klamath, der sich erst noch vom Sediment befreien muss, soll so grün wie möglich werden, und in jahrelanger Vorbereitung hat man die unvorstellbare Menge von 16 Billionen Samen gebietstypischer Pflanzen gesammelt und bringt diese händisch, mit Dronen und Flugzeugen aus. 400 Kilometer Fluss bilden wieder einen Zusammenhang. Nun wird es darum gehen, auch die Nebenflüsse zu befreien. Das Wasser des Trinity etwa fließt zu 90% in dubiose Bewässerungen. Die Fliege gleichen Namens hat keinen Pool mehr, in dem sie kraftvoll swingen könnte. Aber auch das könnte sich ändern.
Bei Klamath mündet der Klamath in den Pazifik. Foto: US Army
Ingo Karwath