For international readers: Staffan Lindströms timeless caddis.
Die norwegische „Rena Flua“ steht in der Tradition großartiger Köcherfliegen, wie wir sie aus Skandinavien kennen. Der Anstoß dieser Entwicklung war mal die berühmte „Europea 12“, die aus französischer Produktion stammend im Norden so beliebt wurde, dass man sie mit „E 12“ abkürzte. Ob sie von Tony Burnand oder Andre Ragot erfunden wurde ist umstritten, das kann sehr wohl auch gemeinsam und kommunikativ gewesen sein, aber sie war unbestritten die Nummer 12 in einer Ragot Fliegenserie Europea. Burnand war ein Freund von Charles Ritz, und wer immer da nun Vater oder Pate ist, war in jedem Fall ein eher bekannter Fliegenfischer. „Flugfiske i Norden“ trug natürlich sehr viel dazu bei, die „E 12“ hochzuhalten.

Man kann den Körper aus verschiedenen Materialien dubben. Hier habe ich jedoch Dry Fly Polyyarn in Caddis Brown benutzt.
Geschwister im Geiste und im Wasser wurden Muster wie die „Rackelhanen“, die „Nalle Puh“, die „Super Pupa“, die „Potemkin“ oder die „Ismo“. Sie sehen zwar alle sehr verschieden aus, haben jedoch stets die Trichopteren als Vorbild. Die „Rena Flua“ von Staffan Lindström passt ansatzlos in diese Reihe. Lindström war sehr an neuen Bindetechniken und neuen Materialien interessiert, und er brachte Kapok wieder verstärkt in den Markt und erfand Fliegen aus dem Pollenfilter von VW. Aus seiner Feder stammt das Buch „Bare ett cast till“, „Nur noch ein Wurf“, und er war auf so mancher Angelmesse als Gastbinder oder -werfer eingeladen, immer freigiebig in Rat und Tat, und an seiner wuscheligen Frisur weithin zu erkennen. Staffan Lindström verstarb leider im Januar 2022.

Das braune Antron von unten als Schlaufe um den Haken legen und kreuzweise und dann oben fest abbinden.
Seine kunstfertige „Rena Flua“ stammt aus einer Zeit, in der man UV-Glue noch nicht kannte. Damals musste man die Fliege noch mit Heißkleber machen, und das war schon etwas fummelig. Mein Trick war ein Nadelköpfchen, mit dem man angeheizt eine Portion Kleber aufnehmen konnte. Mit der Feuerzeugflamme nun damit auf der Nadel ein passendes Kügelchen herstellen und wieder erkalten lassen. Dann im Bindeprozess mit der linken Hand den Flügel nach hinten halten, mit der rechten Hand in einer Kerzenflamme das Kleberkügelchen erweichen und auf den Flügelansatz tupfen und im richtigen Moment platt drücken. Nun, das ist Vergangenheit. Heute arbeiten wir wie der Zahnarzt. Flügel halten, Tröpfchen UV auf den Ansatz, Lampe an und härten. Natürlich muss man alles schön bereitlegen, denn eine Assistentin geht uns ja ab.

Dem vorbereiteten Flügelfundament eine Hechel beifügen, hier eine Creefeder von Metz. Etwas Dubbing einbinden. Kann man aber auch weglassen.
Die „Rena Flua“ ist eine Fliege mit so klarer Kante, dass das natürlich die Variationenbinder anlockt. Was kann man da nicht alles hinzufügen. Ich selbst mache das nicht, da mich mit der „Rena“ in Originalbindeweise längst schon eine Geschichte verbindet, die ich für ein paar Extrafusel hier oder da nicht aufgeben möchte. Wer sich der Fliege jedoch neu widmet kann schon überlegen, ob er oder sie im Stil einer „Brite Caddis“ etwas Flash einbinden möchte oder sich mit CDC unter dem Flügel irgendwie wohler fühlt. Staffan wäre sicher einverstanden, wenn man dann im Wasser steht und an ihn denkt.


Die Hechel von oben nach unten winden und dann am Ansatz und am Köpfchen überfangen und die Fliege abschließen. Den Flügel halten und mit UV fixieren. Der ganze Bindevorgang ist in sich so was von stimmig und letztlich einfach – eine wirklich großartige Fliege!
Ingo Karwath