For international readers: Just cut the Whistler square.

Ein kräftiges Bündel Flashabou in Gold einbinden, der Haken ist ein SC 15 in 3/0, und hinten völlig gerade abschneiden.
Es mag wohl die Sehnsucht nach tiefstem, blauem Wasser sein, die den einen oder anderen Hechtangler nach einer Rolle greifen lässt, die im Durchmesser an eine kleine Linzer Torte erinnert. Auch bei den Ruten und Fliegen vergreifen wir uns gern nach oben, und werfen 30 cm lange Doppelhakenstreamer mit Tütenschwanz mit 12er Ruten ins Reich von Esox lucius. Aber schaut man sich die vielen Hechtvideos an, die das Internet bietet, dann fällt doch wohl auf, dass selbst große Hechte selten länger als eine Minute gedrillt werden und die Bremse dabei keine Schnur hergibt. Man benötigt eigentlich kein Backing, aber fürs gute Gefühl würde ich doch 30 Meter aufspulen wollen. In keinem Fall mehr. Damit ist man für die Oma aller Hechte gerüstet. Das passende Gerät für diese Ansprüche liegt irgendwo zwischen 6 und 8, und eine hinten etwas eingekürzte Hechtschnur mit 30 Meter Backing auf einer 6er Rolle bildet wohl das untere Ende des vernünftigen Spektrums. Die Fliegen dürfen sehr gern kleiner sein, dann genügt in jedem Fall eine 8er Rute, sogar leichter ist möglich. Der Erfinder der „Vit Gäddsara“, Sören Essebo, fischte Klasse 6 im Schärengarten. Siehe Vit Gäddsara. Das ist natürlich völlig uncool und erzeugt nicht die Bilder, die sich die Hechttacklemafia wünscht. Da werden wir visuell in eine Ecke gelotst, die uns in die Tortenrollenreuse mit dem Riesenstreamer führt. Filme sind ja nicht Filme, sondern Content, kühl geplante Werbung, die uns eine Hand in die Tasche stecken möchte. Zum Fünfziger rausfummeln. Wenn man dabei was merkt, sind das die Silberringe von Niklas Bauer. Hat man das Gefühl, auf eine Leimrute zu geraten, schnell mal einen Hau-Ruck Hechtfilm gucken. Vorzugsweise so ein Sardinenausleger in Holland. Die halten die Fische länger in die Kamera als sie drillen. Ich kann durchaus an meine eigene Nase fassen, denn mein Karriereanfang als Hechtfischer mit einer Fin Nor DD 4 ist leider in einer alten „Flugfiske i Norden“ gewürdigt worden. Da muss ich Farbe bekennen. 700 Gramm Hecht gegen 300 Meter Backing. Bertil hatte sicher Freude am Texten, und die Leser sahen bestimmt Vorurteile über Deutsche bestärkt. Meine Ausrede ist die, dass das damals die hohe Trosa Zeit war und die Amis mit ihrem Salztackle nach Schweden kamen. Schärengarten war in. Ich war jung. Hakan Norling arbeitete in der Trosa Lodge als Koch! Meine aktuelle DIY Rolle für Hecht lässt eher als Forellen denken. Wenn der dicke Knauf nicht wäre. Ein gut dazu passender Streamer, der mir nur deshalb aufgefallen ist, weil er einen neuen Haarschnitt hat, ist der „Poor Man‘s Whistler“. Die verschiedenen Fliegenszenen bedienen sich ja gegenseitig, und sobald eine Szene etwas entwickelt hat, versuchen die anderen das zu ihrem Vorteil zu integrieren. Lachsfliegen und Hechtfliegen befinden sich in diesem Verhältnis, und der komplexe Materialmix, der viele Lachsfliegen auszeichnet, wurde auf Hechtfliegen übertragen. Auch die Tropfenform und ihre Auslaufspitze, eigentlich ein Markenzeichen der Norling Templedogs, ist bei Hechtfliegen Gesetz. Darum fiel der „Poor Man’s Whistler“ mit dem Haarschnitt der Saison gleich ins Auge. Die Fliege kennt man schon lange, Erfinder Dan Blanton, und auch hier im FB habe ich sie schon vorgestellt, siehe Direkt aus dem Paradies. Neu fand ich nun den Verzicht auf die Auslaufform. Bavaria hatte schon in den späten 60er Jahren Streamer, die hinten einfach gerade beschnitten waren. Das Konzept ist und bleibt ungewöhnlich. Schneidet man das Flashabou an einem Whistler hinten gerade, entsteht ein völlig neuer Look. Denken Sie an Palina Rojinski mit Buzz Cut. Der Streamer sieht wie neu aus, kompakter, sogar fängiger, und ich setze diesen Herbst mal eine meiner Karten auf diesen Look. Ich fasse die Botschaft noch einmal zusammen. 7er Rute, 8er Rute, kleinere Rolle, wenig Backing, Fliegen gern etwas kleiner. Hechte sind schreckhaft wie andere Fische auch und es könnte sich zeigen, dass das leichte Tackle eher besser funktioniert. Sehen Sie das nach ein paar Outings anders, einfach anders machen.

Eine Dubbingschlaufe mit gelbem Dubbing füllen und einen gelben Kragen anwinden.

Eine weitere Dubbingschlaufe mit rotem Dubbing anlegen und einen roten Kragen wickeln. Beide Krägen schön auskämen.

Ein Zweier-Segment einer Kugelkette vor den Kränzen einbinden und im Tarponstil einen längeren Kopf wickeln. Etwas Kleber zwischen die Augen tupfen.

Den Kopf mit UV überziehen und noch zwei weitere binden. Drei ist Minumum für eine neue Fliege. Besser fünf, zwei verschenken, drei behalten, dann ist das Experiment etwas breiter aufgestellt.
PS: Ich habe inzwischen angefangen, meine Riesenstreamer teilweise zurückzubauen und ihr Material neu zu verwenden. Da steht einem zunächst der imaginäre Wert im Gedankenweg, aber Nachhaltigkeit toppt Illusion.
Ingo Karwath