For international readers: A song of praise for Patsy Deery

Bei Auktionen von altem Angelgerät kann man gelegentlich eine Box kaufen, die den Namen Fliegendose wirklich verdient. Ganz überwiegend kommen diese Erinnerungsstücke aus Irland, wo es immer noch üblich ist, mit echten Maifliegen und Tipulas auf Forellen zu fischen. Darum die Holzkiste mit den Luftlöchern und dem Drehdeckel. Irland ist mit Seen gesegnet, die in Landschaften eingebettet sind. England bekam das Geschenk der Kreideflüsse, die Ländereien durchfließen. Entsprechend entwickelte sich die Fischerei, dort auf Seen, mit einem Ruderer und zwei lokalen Fischern, hier mit einem Keeper und wohlhabenden Menschen, die aus London anreisten. Irische Forellen sind näher am Volk, denn während eine Tageskarte am Kreidefluss schon mal 300 Pfund kosten kann, zahlt man z.B. auf Loch Sheelin für 21 Tage 25 Euro, also 1,20 Euro am Tag, ein Körnerbrötchen. Die 21 Tage sollen Urlauber locken. Die einzelne Tageskarte kostet 20 Euro. Das Buch „Irish Mayflies“ von Patsy Deery, Ken Smith Verlag, Yeadon 2007, ist darum fest verwurzelt in einer wahrlich demokratischen, für jedermann offenen Maifliegenszene. Wenn man vom Ufer fischt oder selber rudert. Mit Ghillie wird es dann ja doch teurer. Selber rudern ist gut machbar, man schaut sich um und fischt in anständigem Abstand die gleichen Driften, die die anderen auch fischen. Aber zurück zum Buch. Patsy Deery hatte zum Zeitpunkt es Erscheinens in 2007 über 50 Jahre Fliegenfischer Erfahrung, und das an durchaus exponierter Stelle, z.B. als Team Captain der Iren in 2002, und bei vielen anderen Gelegenheiten. Die er nutzte, um die mindestens 166 Maifliegenmuster für sein Buch „Irish Mayflies“ zu sammeln. Das ist in etwa so, als würde ein Anthropologe losziehen und in den Karparten Volklieder sammeln, denn das Fliegenmaterial kommt absolut authentisch aus dem irischen Federvolk. Sicher ist manches Guinness geflossen, funkelte Irischer Whiskey im Glas, bis die Rezepte und Geheimnisse herausgerückt wurden. Allein schon die Sammlung muss ein Vergnügen gewesen sein. Für den Fliegenfischer, der Irland zur Maifliegenzeit besuchen möchte, hat das Buch einen unschätzbaren Wert. Es gibt Ghillies, die wissen wo die Forellen sind und eigene Fliegen binden, und es gibt Ghillies, die wissen nur wo die Forellen sind. Da muss man beim Tackle und bei den Fliegen eigenen Input bringen, damit das gut zusammenpasst. Und wer DIY Fischen möchte, braucht die Kenntnisse noch nötiger. Das Buch ist sehr gesucht. Bei Anglebooks gibt es zzt. nur eine Lederausgabe für 1500 Pfund, und mal ehrlich, wer die kauft hat als Kind zu wenig Gummibärchen bekommen. So um 30 Pfund wird man bei Abe Books fündig, und das ist ein Schnäppchen. Für die restlichen 1470 Pfund kann man prima eine Woche nach Irland reisen. Siehe auch: Wet Mayflies – Ingo Karwaths Fliegenlexikon Nr. 2
Ingo Karwath