Nalle Puh

Die finnische Nationalfliege

For international readers: The Finnish signature fly „Nalle Puh“.

Ein Fundament anlegen und den Flügel einbinden und mit einer 8er Wicklung in zwei Flügel aufteilen.

Die „Nalle Puh“ im Fliegenlexikon „Nimm zwei“ nicht vorstellen zu können hat mich zunächst sehr gestört, denn sie sieht ja auf den ersten Blick so aus, als könnte sie passen (Nimm zwei – Ingo Karwaths Fliegenlexikon Nr. 23). Aber in meinem Bücherschrank steht „Fluer, Fisk og Fiskere“, Nummer 17 von 1500, und das noch mit einer lieben Widmung von Preben. Auf Seite 50 hat er exakt beschrieben, wie der finnische Architekt Simo Lumme die „Nalle Puh“ bindet, und sie besteht aus zwei Hecheln, Golddraht, drei Dubbings und Bärenhaar. Ein wahrlich uriges Muster und so etwas wie die Nationalfliege Finnlands. Für das Dubbing mischt man ¼ Seehund, gelb, mit ½ Seehund, orange und ¼ Hasenohr, hellbraun. Wenn wir nun über das Bärenhaar sprechen, muss man mal kurz und tief ins Land der Braunbären blicken. In Finnland gibt es so um die 2000 bis 2500 Braunbären, und sie sind streng geschützt, aber nach einer Quote werden 150 bis 200 jährlich zum Abschuss freigegeben. Als Simo Lumme die „Nalle Puh“ vor gut 50, 60 Jahren erfand, mögen die Bedingungen der Jagd noch andere gewesen sein. Für seine Fliege empfiehlt er das Haar von einem jungen Bären, in einem möglichst zimtigen Ton. Nun gehört Finnland zu EU, und man kann dort ein Stückchen Bärenfell für um die 15 Euro mit Papieren legal kaufen. Die Frage ist, ob man so weit gehen möchte.

Hinten einen Golddraht einbinden und die Dubbingmischung anspinnen und aufbringen.

Braunes Kalbhaar oder Antron haben sich als Ersatz etabliert, aber ich habe in den Jahrzehnten meiner Binderei so manches angesammelt und habe natürlich Bär im Vorrat. Ich habe weder ein gutes Gewissen, wenn ich es anschaue, noch wenn ich es benutze. Möchte man echtes Haar benutzen, muss man wissen, dass man zunächst alle langen Haare entfernt und dann das krause Unterhaar mit der Basis nach vorn und oben einbindet. Nur so entsteht die echte Nalle. Die Körperhechel windet man von vorn nach hinten, der Flügel wird geteilt, die Fronthechel davorgesetzt. Dann stutzt man das Haar auf Hechelhöhe. Die „Dark Puh“ wird mit schwarzbraunem Bärenhaar gebunden, trägt schwarze Hecheln, Silberdraht und dunkles Kaninchendubbing. Beide Fliegen sollen eine Sedge im Schlupfmoment darstellen. Gut gefettet schwimmen und furchen sie wie ein Korken. Schon damals experimentierte man mit Kunststoffen und „Capri“, ein glaswolleartiges Produkt, wurde ebenso erprobt wie Poul Jorgensens „SealEx“. Wenn man kein Finne ist, also die Nationalfliege nicht aus nationalistischen Gründen mit Ursus arctos binden muss, ist es darum völlig okay unsere heutigen Materialien an den Start zu bringen. „Nalle Puh“ ist der finnische Name von „Winnie-the Pooh“, diese liebe Bärengestalt Alan Alexander Milne, die wir als Pu oder Puuh kennen. Sollten Sie zum Fliegenfischen nach China einreisen wollen, rate ich von der Fliege dringend ab. Man hat den chinesischen Staatspräsidenten Xi mit dem Bären verspottet und die chinesische Zensur hat ob der vermeintlichen Ähnlichkeit heftig zugeschlagen und jegliche Erwähnung verboten. Da hätten wir also wirklich mal eine Fliege, die verboten ist. Wenn das nicht reizt, dann weiß ich auch nicht.

Nalle Puh. Haken: Gr. 8 bis 12; Bindeseide: hot orange; Flügel: Braunbärenunterwolle, zimt, in Finnland, oder Kalbschwanz, Rest von Europa; Rippung: Golddraht; Körper: Dubbbing: 50 % Seal, orange, 25% Seal gelb; 25 % Hase, hellbraun; Körperhechel: Hahn, braun; Hechel: Hahn, braun.

Die Körperhechel nach hinten wickeln und gegenrippen.

Die Kopfhechel einbinden und die Fliege abschließen.

Dark Puh. Haken: Gr. 8 bis 12; Bindeseide: schwarz; Flügel: Braunbärenunterwolle, schwarzbraun, in Finnland, oder Kalbschwanz, Rest von Europa; Rippung: Silberdraht; Körper: Dubbbing: Kaninchen, dunkelgrau; Körperhechel: Hahn, schwarz; Hechel: Hahn, schwarz.

Ingo Karwath