The only way is up…

Große Vorbilder an kleiner Drehbank.

Während man eine Fake Rolex Daytona in Gold für schlappe 299 Euro kaufen kann, soll man für eine Fake Bogdan aus China 1010 Euro bezahlen! Geht’s noch. Das müsste doch billiger sein. Die Sache ist die, dass nachgemachte Bogdans seit Jahrzehnten verkauft werden. Namen wie Jazz & John, Wurm, Salmon Master, Stewart, Guideline, Shaojie und Iwana kommen in den Sinn, und dazu noch etliche Kleinserien von Benchmakern. Und hybride Rollen, also Benchmaking in Europa und den USA mit angelieferten Teilen. Ein Dschungel. In der Regel kommen die Rollen aber aus China, oder wesentliche Teile kommen aus China, und gelingt es einem Übeltäter, in den passend vorgebohrten Löchern ein Bogdan Schild zu vernieten, dann haben wir eine Fälschung. Ist das nicht der Fall, muss man jedoch Clone Bogdans und Fake Bogdans unterscheiden. Eine Fake Rolle soll, wie die oben genannte Uhr, wie eine Bogdan wirken. Alle verarbeiteten Metalle kommen in der Qualität nicht an das Original heran, und die Verarbeitung hinkt den Ansprüchen ebenfalls hinterher. Eine Clone Bogdan ist da ein ganz anderer Schnack. Hier wurde versucht, die Qualität des Originals zu reproduzieren. Ein völlig anderer Ansatz. Eine Clone Bogdan ist aus China eher nicht zu erwarten, und es gibt europäische und amerikanische Nachbauten, die auch schon 2000 Dollar aufrufen. Besonders die kleinwagenteure Bogdan 400 rechtfertigt diesen Ansatz. Linkshand schwarz für unter 10.000 USD kaum zu bekommen. Nachdem mich ein Leser angeschrieben hatte, dazu mal meine Meinung zu äußern, muss ich doch sagen, dass ich für nachgemachte Bogdans und klassische Rollen aller Art ein offenes Herz habe. Was für eine Anerkennung eines Lebenswerkes, wenn man nachgemacht wird. In der Rutenbauerszene kursieren ja auch jede Menge Taper von den alten Meistern aus den Jahren von 1950 bis 2000. Es ist doch Jacke wie Hose, wenn ich mit einer nachgemachten Garrison und einer nachgemachten Bogdan fische. Oder Payne und vom Hofe. Zwarg und Powell. Walker und Leonard. Da geht es doch wohl um das Erlebnis, mit so einem 15.000 Dollar Tackle mal im Wasser zu stehen. Klar wird irgendwo auf der Welt einer mit den Originalen fischen, aber wir können ihn toppen, wenn wir mehr Spaß haben als er. Wertsteigerungen würde ich bei Nachbauten nicht erwarten. Aber der Satz könnte sehr wohl auch explodieren. Nachdem die Idee zu den Peerless Rollen Ende der 1980er Jahre bei Hunters in New Boston entstand, baute Bob Corsetti die Rollen ab etwa 1990 in New Hampshire. Grund waren die Wartezeiten von bis zu drei Jahren für Bogdan Rollen, da Stan Bogdan die Rollen immer in Serien baute. Konnte schon mal sein, dass drei Jahre lang eine bestimmte Größe nicht gedreht wurde. Peerless sollte dem abhelfen. In diese Rolle, Platzhalter für Bogdan zu sein, ist jetzt Iwana geraten. Das sind Rollen, die schon unter verschiedenen Namen verkauft wurden. Jack & Jazz, Iwana und Shaojie gehen alle auf Shaojie Liu zurück. Jetzt hat man das Storytelling optimiert und gibt sich ein japanisches Technikflair, gepaart mit dem Anspruch, amerikanisches Erbe zu verwalten. Beides recht keck, aber im Ergebnis durchaus ansehnlich. Man balanciert auf dem Grat von Clone und Fake. Bei Iwana etwa gibt es einen extra langen Rollenfuß für alte Lachsruten. Und einen extradünnen für das gegenteilige Problem. Und eine Zusatzfeder für das Clicker System, das Stan Bogdan schon für die Lee Wulff Ultimate erfunden hatte. Sehr sympathische Ideen, wenn auch geklaut, trotzdem Hut ab. Eine Wertsteigerung würde ich nicht erwarten, aber siehe oben, bei Peerless gibt es die ja auch. Wer also die 3000 Euro für eine Bogdan Wide Baby Trout nicht ausgeben möchte, ist mit einer Kopie derselben durchaus bedient. Mir persönlich bleibt es ein Rätsel, warum man sich dann keine gebrauchte Hardy Featherweight kauft, die noch Made in England ist. Wer sich die Kopie einer vom Hofe wünscht, wird noch etwas warten müssen. Den Kopisten ist nicht klar, wie sie das anstellen sollen, denn die Seitenplatten, die Umreifung, die Stege, der Rollenfuß, die Schrauben, die Lederhantel und die Kurbel rufen mehr oder weniger nach Handarbeit. Das lässt sich mit CNC Maschinen nicht auskotzen. Eine geclonte vom Hofe ist eine ganz andere Baustelle als eine Bogdan. Ein Jancurias Nachbau ist teurer als letztere im Original. Eine Jancurias-Orvis-vom Hofe ist gerade für 18.000 USD zu haben. Wäre das was? Bei mir eher nicht, so als Landesdienstrentner. Die A.L Walker Preise geben zurzeit etwas nach. Unerklärlich warum, aber vielleicht ein guter Zeitpunkt um eine TR 3 zu kaufen. Vom Hofe steigt, Zwarg auch, Bogdan stabil mit kleinem Plus. Es bleibt spannend auf dem Sammlermarkt.

Ingo Karwath