For international readers: DIY hangmarker. A strike predicter…

Bei vielen Sportarten, die man live oder im Fernsehen anschauen kann, sind der Anfang und das Ende besonders spannend. Start und Ziel in der Formel 1, erste Runde und letzte beim Boxen, erste Woche der Vendée Globe und neunte. Meine Geduld reicht oft nicht aus, um mich für die Mitte zu interessieren. Auch ein Fliegenwurf, jedenfalls wenn mit einer versunkenen Fliege ausgeführt, die man driften oder swingen oder schwimmen lässt, hat in der Tendenz diese beiden Momente von Anfang und Ende. Da man sehr viele Fische aber genau in der Mitte der Bewegung fängt, ist es natürlich leicht konzentriert bei der Sache zu bleiben. Eine der wichtigsten Phasen am See, am Stillwater, ist die letzte. Die Fliege kommt zum Ufer oder Boot, meist ja sogar zwei oder drei Fliegen, und alles Interesse, das sie auf sich gezogen haben, kulminiert nun in diesem einen Moment. Beim Loch Style würde man nun den Top Dropper an der Oberfläche kurz tanzen lassen, dann den Middle Dropper, danach abheben und neu werfen. Eine seit über hundert Jahren bewährte Kunst, die sich aber noch oben orientiert und mit Zug ausgeführt wird. Das Boot treibt den Fliegen entgegen und man muss die Rute anheben oder die Schnur einziehen. „The hang“ ist das genaue Gegenteil. Die Fliegen kommen zum Ufer oder zum Boot, und man lässt sie 10 Sekunden oder länger einfach nur hängen. Der Effekt ist der, dass sie ihre Aufwärtskurve unterbrechen und durchsacken. Damit vervielfacht sich die Zeit, die eine nachfolgende Forelle hat, sich doch noch zum Biss zu entscheiden. Das ist so erfolgreich, dass Schnurhersteller Schnüre mit Hangmarker anbieten, mit einer farbigen Markierung, die einen daran erinnert, genau dann den Hang einzuleiten, wenn die Markierung zur Schnurhand kommt. Bei Schnüren muss mal ja leider sagen, dass sowohl der Markenname als auch die Werbemaßnahmen oft zu einem Preis führen, den man nur schwer einsehen kann. Schaut man aber in GB mal durch die Liste der Anbieter, Glasgow Angling Center z.B., findet man durchaus Schnüre für 10 Pfund oder 11,85 Euro. Millend oder Millsend hießen die früher, und so auch heute noch, und ich finde sie an Seen und Talsperren ganz wunderbar. Die bekannt sparsamen Schotten fischen sie nicht nur wegen des Preises, sondern auch wegen der Qualität. Man bekommt eine Intermediate, eine S1 und eine S2 für kaum ein Drittel des Preises einer Markenschnur. Mit farbiger Bindeseide kann man 6 Meter von der Spitze entfernt einen 15 mm langen Marker anwickeln und mit UV Kleber sichern. Im Ergebnis eine Custom Schnur, bespoke, handmade, und jeden Zentimeter wert. Ich sage mal voraus, dass drei solche Schnüre mit Hangmarkern und die konsequente Einhaltung der Hang-Pause Ihre Erfolge am See um mindestens 20% steigern werden. Mit Zoll und Fracht für unter 50 Euro und ein wenig Mühe. Also, wer da nicht zugreift.
Ingo Karwath