For international readers: Phil Bairs „NoSeeUm“ and offsprings.
16er Haken, 12er Hechel, etwa 40% des Schenkels werden von der Hechel eingenommen. Ein ganz normaler Spider. Aber dann…
Im OED, Oxford English Dictionary, findet man das Wort „NoSeeUm“ mit einem Hinweis auf ein amerikanisches Wissenschaftsmagazin aus dem Jahre 1837. Vier Jahre zuvor hatte Morse den Telegrafen erfunden, aber dass es mal Geräte wie den MidgeBuster oder den MidgeMaster geben würde, die mit Propangas den Menschenatem imitieren, dabei CO2 und Wärme und Feuchtigkeit erzeugen, um „NoSeeUms“ anzulocken, einzusaugen und zu dehydrieren, war für die Erfinder der Zeit sicher unvorstellbar. „NoSeeUm“ ist jedenfalls eine wunderbare Wortschöpfung, zumal man damit Ceratopogonidae weder buchstabieren noch schreiben muss. Diese 1 bis 3 Millimeter großen Insekten sind nicht nur alphabetisch eine Plage, sondern in Mengen eine richtige Gefahr für unsere Gesundheit. Im Volksmund heißen sie Gnitzen. Nicht zu verwechseln mit ihren Brüdern und Schwestern im Beißen, den Simuliden, den Blackflies, den Kriebelmücken, die man im Norden ja auch als Knots kennt. Beiden Familien ist gemein, dass sie beißen und nicht stechen und dabei einen Speichel einbringen, auf den wir meist allergisch reagieren. Oh, nur die Mädels beißen. Die Jungs sind Veganer. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die kleinen Beißerinnen von Mückenmitteln mit Deet zwar vertreiben lassen, aber millimeterkleine Luftlöcher im Angelhut genügen ihnen, um unsere ungecremte Kopfhaut zu finden.
Den Haken umdrehen, alle Hechelfibern nach unten ziehen, und zwei Achterwicklungen um das Päckchen legen.
Und schon entschwebt, mit einem Kopfknoten und von unten lackiert, eine „NoSeeUm“ dem Bindestock.
Ein Moskitonetz und eingecremte Hände und eine Jacke mit engen Bündchen sind die beste Verteidigung. Der amerikanische Fliegenbinder Phil Bair hat eine von ihm erfundene Mücke „NoSeeUm“ getauft und das Muster hat eine ganz erstaunliche Karriere hingelegt. Die Originalmücke wird mit einem grauen Bindefaden gebunden und kann eine Grizzlyhechel oder eine Dunhechel tragen. Die Hechel sollte etwa 40% des Schenkels bedecken, dann hat man die richtigen Proportionen. Da ich Rotationsbindestöcke so überhaupt nicht mag, spanne ich den behechelten Haken dann um und ziehe mit Daumen und Zeigefinder alle Hechelfibern nach unten. Mit zwei Achterwindungen hält man sie in dieser Position und schließt die Fliege auch gleich ab, denn das nun aufzeigende Öhr gibt sehr schön Platz frei. Ein Tropfen Lack und fertig. Der Name ist selbstverständlich Programm. Ein Augengift auf dem Wasser, kaum erkennbar. Aber superfängig. Aus diesem Original entwickelten sich natürlich andersfarbige Muster, vor allem in dun, mit denen man allerlei Baetisarten oder PMDs imitieren kann. Aber nicht nur. Man ändert einfach den Faden und die Hechel und nimmt die Hechel ein bis zwei Nummern größer als den Haken, also 14er Feder zu 16 oder 18. Eine weitere Variation ist die „Drifter Midge“, bei der man Antron über den Hinterkörper legt und als Flügel aufstellt. Sonst alles wie gehabt. Im Ergebnis wird die „NoSeeUm“ dann zu einer „SeeMe“, und man kann ihrer Drift tatsächlich folgen, was den Namen wohl auch erklärt. Eine winzige Trockenfliege nicht zu sehen ist ja sowieso unser aller Schicksal, da sollten wir gar nicht so viel von hermachen. Meist genügt es ja doch mit den Augen dem fließenden Quadratmeter zu folgen, in dem sie schwimmen müsste. Die Forellen und Äschen sehen sie exakt, und das ist die Hauptsache. Eine letzte Form der „NoSeeUm“ ist die mit etwas Glitzer hinten dran, dann heißt sie „Candy Midge“. Schon erstaunlich wie aus einem Muster eine Familie entsteht, ertragreich ausgestreut wie die Apfelkerne von Johnny Appleseed.
Von den Mücken kann man mit verschiedenen Fäden und Hecheln prima zu anderen Imitationen kommen, so wie hier PMD, oder aber graue Baetisarten.
„NoSeeUm“ mit Candy Schwanz, als eine schlüpfende Mücke mit Shuck.
Für die „Drifter Midge“ legt man Antron über den Körper und richtet es zum Flügel auf. Dann im NoSeeUm-Stil vollenden.
Ingo Karwath