Der Opalwurm

For international readers: A sexy worm for seatrout.

Opalwurm, Nephtys hombergii. Foto. CC Hans Hillewaert

Der zu den Nephtidae gehörende Opalwurm, Nephtys hombergii, muss zur Erhaltung seiner selbst etwa alle 4 Tage Beute machen und einen anderen Wurm vernaschen. Bevorzugte Beute sind andere Substratgräber wie der softe Wattwurm oder der wehrlose Ringelwurm. Er jagt auch Flohkrebse, Tangläufer, junge Muscheln und Schnecken, muss sich aber vor den größeren Nereiden, vor Fischen und Krabben selbst in Deckung bringen. Man kann nun nicht sagen das wäre eine gefährliche Nachbarschaft, denn es ist nur die marine Normalität. Da sich diese Jagd aber in den oberen 20 Zentimetern des Bodens abspielt, ist das nicht eben das Zielgebiet des Fliegenfischers. Wir können ja mit Tungstenperlen eine Menge anstellen, aber da hinein kommen wir nicht. Die Brandung spült immer mal Würmer heraus, aber eine schöne Brandung lockt ja die Jungs mit dem 200 Gramm Blei an und nicht uns. Der Opalwurm wird nur dann interessant, wenn er sich selbst exponiert, und da er eine echte Frostbeule ist und nach sehr harten Wintern oft gar nicht mehr vorkommt, paart er sich folgerichtig im Sommer. Dann tut er genau das, was der Borstenwurm bei sechs Grad Wassertemperatur im März auch tut, er kommt aus seinen Verstecken hervor und sucht seinesgleichen. Sollten Sie also im Sommer mal einen frei schwimmenden, eher kleinen, hellen Wurm sehen, dann ist das so ein Kollege auf der Suche nach Sex. Und das können auch mal recht viele sein, und dann steht man in einer Situation, die wohl noch seltener ist als der Reigen der Borstenwürmer. Aber irgendwie auch nicht, denn während wir alle mit entsprechenden Wurmmustern auf den März lauern, tun wir das im Juli und August so ganz und gar nicht. Will sagen das Ereignis ist nicht seltener, nur wir sind nicht da. Es ist darum für den im Sommer an den Stränden lustwandelnden Fliegenfischer ein Muss, ein Opalwurmmuster bei sich zu haben. Gerade auf der Suche nach Meeräschen kann man in Situationen hineinlaufen, in denen man den Opalwurm braucht, weil man jagende Meerforellen gefunden hat. Ein heller „Woolly Bugger“ wird es dann richten, aber nur wenn man einen in der Dose hat. Der etwas anspruchsvollere Meerforellenfischer bindet sich ein paar Opalwürmer, so um 4, höchstens 5 cm lang. Ich habe immer ein paar kleine, helle „Alive Borsteorm“ dabei. Kann ich empfehlen. Ich habe allerdings die Situation noch nie so richtig dolle erlebt, so im Sinne einer platschenden Fressorgie, und habe nie mehr als ein paar Opalwürmer schwimmen sehen. Aber schon so eine kleine Beobachtung genügt. Meerforellen schwimmen nicht dumm umher und stürzen sich auf alles, was sich bewegt. Unsere Fliege wird viel häufiger verfolgt und abgelehnt als genommen. Das Statement: Hier sind keine! – ist häufig falsch. Die gerade vorhandene und vielleicht sogar bevorzugte Nahrung zu imitieren hat einen Wert. Schließlich ist die Meerforelle letztlich auch eine Bachforelle, und von der sagten die Oldtimer in den USA: Sie schaut dir in die Augen und nimmt deine Fliege nicht! Darum, wenn Opalwürmer schwimmen, gern mal einen gebundenen mitschwimmen lassen.

Opalwurm, 4 cm lang, in Bindeweise: „Alive Borsteorm“ von Jesper Petersen

Ingo Karwath