Der Landebeutel

For international readers: The net budget golf balls come in is a landing glove klone.

Das Golfballnetz ist 20 mal 22 cm groß und eine Hand passt perfekt hinein. Das Etikett ist angenäht und lässt sich leicht entfernen. Vermutlich ist der Landehandschuh genau so erfunden worden. Ein Fliegenfischer steckte seine Hand in einen Netzbeutel und dachte: Mmh!

Produktentwicklung ist ein gar lustig Ding, und manchmal kommt man Zusammenhängen auf die Schliche, die man so nie und nimmer vermutet hätte. Wenn Sie dänische Videos für Mefo-Angler gucken, dann stoßen Sie über kurz oder lang auf Claus Eriksen von Go Fishing in Odense. Ich kenne ihn noch aus seinen ganz jungen Jahren bei GoFi in der Brogade, wo er unter der Ägide von Jens Staal seine Lehrzeit verbrachte. Jens ist im Ruhestand, Claus ist der neue Jens. Prominenter und geschätzter Experte im Laden und im Land. Hat er einen großen Fisch am Band, fummelt er an seiner Jacke oder Tasche und holt seinen Landehandschuh hervor. Einen Kescher trägt er nicht. Das schien mir eine gute Idee zur Nachahmung, allerdings etwas spät, denn nach Kritiken aus der Szene stellte Orvis den Verkauf von Landehandschuhen ein. Packt man mit so einem Handschuh zu fest zu, kann er den Fisch verletzen. Ich wollte trotzdem einen haben und konnte in den Niederlanden bei einem Shop fündig werden. Da ich keine Fische in die Kamera halte, brauche ich den Handschuh nur für Küchenfische, also die 50er bis 60 Mefos, für die ich Butterschmalz und Dill im Kühlschrank habe. Die anderen lasse ich mit einem DIY-Tool frei, berührungslos. Ganz kurz vor dem Moment einen offensichtlichen Kunststoffmüll in den gelben Sack zu stecken, hielt ich neulich inne und schaute mir das Material an. Kein Zweifel, fast völlig identisch mit dem Material, aus dem mein 30 Euro teurer Orvis-Handschuh gefertigt wurde. Ansonsten jedoch ein Cent-Artikel, weil die Umverpackung von 30 billigen Golfbällen, wie man sie in der Matsch- und Schlammzeit gern spielt. Das Etikett war nur lose aufgenäht, und hat man den reinen Beutel, kann man die Hand reinstecken und ihn zuziehen. Keinen Deut schlechter als der Handschuh. Ich fühlte mich noch im Nachhinein verarscht, denn so ein Landehandschuh wird vermutlich für 50 Cent aus China importiert und in einer immer noch nicht erforschten Metamorphose wird aus ihm ein 30 Euro Fliegenfischergadget. 29,50 Euro Gewinn, 3000 Prozent, mein lieber Scholli, und wie sagte Hansi Aigner immer: Jeden Tag lasst der Herrgott an‘ Dummen aus, und den musst‘ finden! Da war der Dumme wohl ich. Nun will ich den Handschuh natürlich nicht wegwerfen, aber so ein paar Ballsäcke in der Ostseekiste sind eine brauchbare Landehilfe in Reserve. Wenn Sie also einen golfenden Freund beschenken wollen, so ein 30er Netz kaufen. Oder andersherum, sich ein leeres geben lassen. Ist gerade günstig. In allen Gräben steht Wasser, und Billigbälle sind bis März stark nachgefragt.

Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Die Wirkung absolut identisch. Links Orvis, rechts All-4-Golf. Ähnliche Verpackungen findet man auch bei Schwimm- und Taucherausrüstung und Strandspielzeug.

Ingo Karwath