Bob’s Bits – Ingo Karwaths Fliegenlexikon Nr. 27

For international readers: Can a fly be too simple? “Bits” would be a candidate.

Green Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Pearltinsel; Körper: Dubbing, Sealersatz, grün; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, braun, 2 bis 4 Wicklungen.

Ginger Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: orange; Rippung: Pearltinsel; Körper: Dubbing, Sealersatz, ginger; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, ginger, 2 bis 4 Wicklungen.

Trockenfischen in Seen und Talsperren ist ein wenig anders, als Halford sich das idealerweise vorstellte. Es gibt keine Forellen in Position, es gibt keine Strömung, es gibt keine Drift. Jedenfalls nicht so wie im Fluss, und für uns am See ist eine Forelle irgendwo im oberen Meter der Wassermassen in Position, die leichte Bewegung des Wassers ist für uns die Strömung, und der Wind erzeugt selbstverständlich Driftspuren, die man an der Oberfläche erkennen kann und denen auch unsere Fliege folgt. Wir reagieren darauf im Grundsatz mit zwei Methoden: Erstens mit sehr viel Geduld. Also auswerfen und die Fliege lange, lange, lange treiben lassen. Zweitens auswerfen und kurz treiben lassen. Zehn Sekunden sind ein guter Wert. Dann abheben und zwei Meter daneben wieder ablegen. Man kann nun nicht sagen, dass „Bits“ für die letztere Methode erfunden wurden, man kann sie auch ruhen lassen, aber im Kern ist der zweite Ansatz die Methode mit ihnen zu fischen. Erfinder der „Bits“ und der Methode mit ihnen zu fischen ist der Engländer Bob Worts. Um die ersten Muster zu binden, fummelte er Wollknötchen von seinem Angelpullover und benutzte sie als Dubbing, um schlüpfende grüne Mücken zu imitieren. Die apfelgrüne Mücke Endochironomus albipennis ist ein sehr bekannter Vertreter der Grünen, so wie auch Annalena und Robert, aber es gibt noch andere. Bald sollte sich zeigen, dass „Green Bits“ und „Olive Bits“ ganz hervorragend zu schlüpfenden Olives passten. Cloen diptera und Cloen simile sind die beiden Arten, die man als Pond- und Lake-Olives bezeichnet und auch gern die „shit weather mayflies“ nennt. Sie schlüpfen ab Mai bei schlechtem Wetter.

Hare’s Ear Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Goldtinsel; Körper: Dubbing, Hasenohr; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, grizzlybraun, 2 bis 4 Wicklungen.

Grey Bits. Haken: Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Pearltinsel; Körper: Dubbing, Bisam; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, badger, 2 bis 4 Wicklungen.

Mit seinen „Bits“ hatte Bob auf Grafham hervorragende Erfolge, und über Freunde, dann Bekannte, dann die Magazine und letztlich durch die Shops verbreitete sich der Ruhm der „Bits“. Sie sind heute, über 30 Jahre später, die Trockenfliege für Seen und Talsperren schlechthin. Dabei hat es sich ergeben, dass das Muster ein sogenanntes „generisches“ wurde, was man schlicht und einfach mit Allgemeinmuster übersetzen kann. „Bits“ steht also nicht für die eine richtige Bindeweise, sondern für Variationen, die alle so nah beieinander sind, dass man sie als Bindegruppe erkennen kann. Man kann nicht sagen, dass bestimmte Bindeanweisungen umstritten sind, denn da streitet ja keiner drüber. Sondern der Eine macht es so, der Andere macht es anders. Die Unterschiede ergeben sie überwiegend im Weglassen. Man kann die Rippung weglassen. Man kann den Flügel auslassen. Nur Dubbing und Hechel hat sich durchaus bewährt. Und man kann unten trimmen.

Orange Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: orange; Rippung: Pearltinsel; Körper: Dubbing, Sealersatz, orange; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, grizzlybraun, 2 bis 4 Wicklungen.

Ein typisches Vorfach für „Bits“ ist ein 200 cm verjüngtes Vorfach auf 0,25, daran 90 cm Copolymer 20er mit Pitzenbauer Ring und zweimal 90 cm Fluorocarbon 0,16er mit einem Seitenarm. Also ein 470 cm Vorfach mit zwei Fliegen. Bei großen Trockenfliegen wie Maifliegen oder Sedges und Daddys geht man auf 20er Fluorocarbon. Da kommen ja doch mal die Dicken hoch. In der Bootsdrift hat man immer den Wind hinter sich, und das braucht so ein langes Vorfach auch. Vom Ufer gelingt das nicht immer, und bei widrigen Verhältnissen fischt man besser ein verkürztes Vorfach von 300 cm auf 0,18, und den Dropper etwas näher zum Strecker. Aber in dem langen Leader, das muss man schon sagen, steckt sehr viel Anteil zum Erfolg. Eine typische Trockenrute für Seen und Talsperren ist eine 3 m Rute in Klasse 4. Man kann ja aus allem eine Wissenschaft machen und diese ganzen Angaben gelten natürlich für die Bits-Fischerei auf höchstem Niveau. Sozusagen für Master und Final, Wettangeln im Endstadium. Das kann einen natürlich nicht davon abhalten, mit einer Brunner Cherie mal eine „Black Bits“ zu servieren. Geht auch. Aber ich habe seit Jahren keinen Kollegen mit einer Cherie gesehen.

Yellow Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: gelb; Rippung: Pearltinsel; Körper: Dubbing, Sealersatz, gelb; Flügel: Hechelfibern, weiß; Hechel: Hahn, creme, 2 bis 4 Wicklungen.

Für den Fliegenbinder sind die Muster eine fast zu leichte Aufgabe. Man muss es mit dem Dubbing nicht übertreiben und wirklich nur drei Turns mit der Hechel machen. Und die Hechel sollte aufrecht stehen. Das sind auch schon die Eckpunkte. Für einen Freund, der immer schon mal binden lernen wollte, wäre dies ein guter Anfang zu beginnen. Leider weiß ich aus Erfahrung, dass Bindeanfänger viel mehr Freude an einer Schaumstoffgummibeinameise haben. „Bits“ sind schon ein bisschen Zen und vielleicht doch eher etwas für den älteren Hasenbesatz im großen Revier des Fliegenfischens. Spezialisten fetten sie ganz leicht am Rücken ein und lassen die Hecheln unberührt. So speziell kann’s werden, wenn ein Competitionfischer den anderen übertreffen will. Aber ich habe neulich eine interessante Klage aus der englischen Szene gehört. Ebenso wie bei uns die Männerchöre, haben die Stillwater-Teams Nachwuchssorgen. Die meisten Fischer sind über 50, viele über 60, etliche über 70. Einer klagte gar, es wäre schön mehr junge Leute im Team zu haben, damit die die schweren Sachen von den Autos zu den Booten tragen. Wie man bei dem Satz im Ansatz ahnen kann, ist da jede Hoffnung für die Katz. Man benötigt anscheinend Personal, keine Mitfischer. Alles hat seine Zeit, und es kann gut sein, dass die Selbstdarstellung auf Facebook, TikTok, Instagram und youtube die Rolle übernommen hat, die früher eine Siegerehrung hatte. Ich finde die Vorstellung, dass über 100 erwachsene Männer und Frauen in Booten auf einen See hinaustuckern, um mit der Fliege zu fischen, trotz aller Ablehnung irgendwie nett. Das ist ebenso britisch wie die Weltmeisterschaften im Mücken erschlagen finnisch sind. Ich würde an beidem teilnehmen, die Forellen releasen und die Mücken nicht, hätte ich die Gelegenheit. Da ich diese nicht aktiv suche, bleibt es wohl eher dabei vom Ufer, vom Boot oder vom Belly Boat meine „Bits“ auszuwerfen. Für deutsche Verhältnisse ist das britisch-finnisch genug.

Peacock Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Pearltinsel; Körper: Pfauengras; Flügel: Hechelfibern, weiß: Hahn, schwarz, 2 bis 4 Wicklungen.

Pearly Bits. Trockenhaken Gr. 10 bis 14; Bindeseide: weiß; Körper: Pearltinsel über Multicolortinsel; Flügel: Hechelfibern, weiß: Hahn, weiß, 2 bis 4 Wicklungen.

Ingo Karwath