For international readers: No mayflies, no stoneflies, very few caddis and lots of midges. Nymphs from Iceland are basic, rugged, somehow old fashioned and irritating.
Krókurrin. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Bindeseide: schwarz; Schwanz: Fasanenfibern; Tag: Dubbing, rot; Körper: Bodyglass, schwarz.
Beykir. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 16; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Bindeseide: schwarz; Rippung: Fluofloss, gelb; Körper: Bodyglass, dunkelgrün; Flügel: Gänsefedersegmente, schwarz; Thorax: Dubbing, Hasenohr.
Wenn ich an Island denke, fallen mir meist die ersten Zeilen von Goethes Osterspaziergang ein: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick! Na, und so weiter, alter Winter, rauhe Berge, körniges Eis, und die Sonne duldet nichts Weißes. Klar fällt einem da Island ein. Von Oktober bis April vermeldet das Reisewetter für Akurejri sehr kalt, Mai und Juni kalt, Juli und August kühl, September wieder kalt. Trotz dieser vermeintlich widrigen Umstände gibt auf Island den vielleicht weltbesten Forellenbestand überhaupt, und das nicht nur, weil manche Gewässer zusätzlich heiße Quellen haben und die Forellen sich aufwärmen können. Das tun sie im wahrsten Sinne des Wortes, erst in der weiten Kühle des Sees die zwergigen Saiblinge jagen, dann am Ufer in der Nähe warmer Quellen ausruhen und verdauen. Am Thingvallavatn nur gestört von internationalen Fliegenfischern, die so um die 1500 Euro für ihre Tageskarte gezahlt haben. Natürlich geht das auch günstiger, aber nicht dort, wo die Quellen sind. Die Ufer sind privat. So ist eben der Preis für eine mögliche, fast garantierte 10 Pfund Bachforelle. Auch 10 Kilo sind drin. Den restlichen See befischt man mit der 9.000 ISK Veidikarte, die gilt ein Jahr, und mit der 3000 ISK Tageskarte. Die Tageskarte kostet umgerechnet nur 20 Euro. Möchte man auf Island wie ein Isländer fischen, dann kann die Veidikarte genügen. Man hat Zugang zu vielen Gewässern, die einen Forellenbestand haben, der alles Resteuropäische in den Schatten stellt. Ein geliehener Geländewagen ist vermutlich aber doch die Voraussetzung, um überhaupt in die Nähe der Ufer zu kommen. Eine Tageskarte und eine Fly Only Reglung bringen einen natürlich an Gewässer, an denen man sich etwas wohler fühlt, weil einem da keine Hardware um die Ohren fliegt. Möchte man noch mehr Geld ausgeben, sollte man eine Lodge mit exklusivem Wasser ansteuern, und im Gegensatz zum wirklich teuren Lachsfischen kommt man da auf einem Niveau weg, dass sich knapp mit Österreich vergleichen lässt. Sie wissen schon, Hotel 150, Tageskarte 120. Außer natürlich die Bachforellen, die sind eher dreimal so schwer.
Peacock. Haken: Nymphenhaken Gr. 6 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Ovalsilber; Körper: Dubbing, peacock, mit Pfauengras überwunden; Kragen: Fluofloss, orange.
Mysla. Haken: Nasshaken Gr. 8 bis 14; Bindeseide: rot; Augen: Kugelkette, silber; Körper: Flachsilber; Flügel: Federsegment, schwarz; Thorax: Dubbing, rot.
Killer. Nasshaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Bindeseide: schwarz; Rippung: Ovalsilber; Körper: Antron, schwarz; Rücken: Antron, weiß; Thoraxabschluss: Fluofloss, rot.
Von allen Bachforellenreisen dieser Welt ist Island für uns vermutlich die beste Wahl, denn es ist näher als Argentinien, Chile, Neuseeland oder Tasmanien, es ist preiswerter und die Fische sind im Schnitt größer und zahlreicher. Der immer wieder gesagte Satz, das Land habe Charme, heißt in der Übersetzung, man sollte baumlose, schwarzgraugrüne Flächen mögen. Island, Fliegenfischen ohne Baum- und Strauchhänger, wäre eine passende Werbung. Und man sollte Wetter mögen. Isländische Nymphen, denen sich dieser Text ja widmet, sind eine Sache für sich. Die Insel wird Jahr für Jahr von internationalen Fliegenfischern besucht, und die einheimischen Guides haben die Gelegenheit, sich die besten Fliegen und Methoden der Welt anzueignen und diese wie ein Zahnrad in die heimische Fliegenfischerszene zu übersetzen. Das tun sie ganz sicher auch, aber bei den Nymphen hat man doch den Eindruck, die Entwicklung hat bei Grubhaken, Bodyglass und Kupferperlen angehalten. Isländische Nymphen wirken ein bisschen wie von gestern. Fast wie die Ivens Nymphen der 50er Jahre. So als würde man an ein Büffet mit Kaviar, Austern und Hummer treten und sich Käsespießchen und kalte Eier auf den Teller tun. Diese Beharrung gründet sich im Erfolg, den man mit den Nymphen hat, und der „never change a winning team“ Gedanke bringt uns natürlich zu der Überlegung, ob unser modernistischer Kaviar vielleicht in Irrweg ist.
Alma Rún. Haken: Nymphenhaken Gr. 6 bis 14, Bindeseide: schwarz; Kopf: gold, silber oder kupfer; Schwanz: Antron, rot; Körper: Bodyglass, schwarz; Kopfknoten: Fluofloss, rot, vor der Perle.
Kibbi. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Bindeseide: schwarz; Körper: Bodyglass, schwarz; Thoraxabschluss: Fluofloss, rot.
Mobuto. Haken: Nasshaken Gr. 8 bis 16; Bindeseide: schwarz; Körper: Bodyglass, schwarz; Thorax: Dubbing, schwarz; Filamente: Antron, beidseitig.
Ich kann zur Diskussion um die Fängigkeit einer schwarzen Vinylringelwurst nichts beitragen, weil ich die zuletzt vor 40 Jahren fischte, als Svannundaze berühmt war. In Island fischt man unbeirrt Nymphen, die wir mindestens als Retro bewerten. Präretro gar. Wenn man aber, so wie ich gerade, an einer Islanddose arbeitet, ich plane eine Reise im nächsten Juli, kommt man an diesen einfachen Klassikern nicht vorbei. Da die Isländer als Fischer grundsätzlich einen Ruf haben, der über alles erhaben ist, kommt man schlicht nicht umhin es ihnen nachzutun. Schaut man in „Limnofauna Europea“ nach der Verbreitung der Eintagsfliegen, stellt man schnell fest, dass Island, auf den Karten als Gebiet Nr. 19 ausgewiesen, bei den Ephemeroptera ein Totalausfall ist und keine einzige Art dort vorkommt. Steinfliegen gibt es auch nicht, und Köcherfliegen vereinzelt und höchst spärlich. Das ist für einen Fliegenfischer in etwa so, also wollte er ein Kasperltheater ohne Figuren aufführen. Da kann man nur den nackten Zeigefinger im Gebetsroithergriff über die Kante halten und: Hallo, liebe Kinder! sagen. Für den Nymphenfischer ist Island darum das Land der Mücken und Schnecken. Island ist vulkanischen Ursprungs. Felsen, Steine und Sand sind entsprechend grau bis schwarz. Insekten und andere Wirbellose passen sich ihrer Umgebung an und das schwarze Bodyglass, von dem Island wohl den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von allen Bindern hat, macht natürlich Sinn.
Bleik & Blá. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold oder silber; Bindeseide: pink; Schwanz: Hechelfibern, blau; Rippung: Ovalsilber; Körper: Flachsilber; Thorax: Chenille, pink.
Heimasaeta. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold oder silber; Bindeseide: schwarz; Schwanz: Goldfasanfibern oder Hechelfibern, gelborange; Rippung: Flachpearl; Körper: Floss, weiß, Flügel: Hechelfibern, pink, gestutzt.
Peter Ross. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold oder silber; Bindeseide: rot; Schwanz: Tippetfibern; Rippung: Ovalsilber; Thorax: Dubbing, rot; Flügel: Stockentenfibern, gestutzt.
Watsons Fancy. Haken: Grubhaken Gr. 8 bis 16; Kopfperle: gold oder silber; Bindeseide: schwarz; Rippung: Ovalsilber; Körper: Dubbing, rot; Flügelköcher: Stockentenfibern; Thorax: Dubbing, schwarz:
Außerdem haben die einheimischen Nymphenfischer überhaupt kein Problem damit, die Farben erfolgreicher Nassfliegen und Streamer auf Nymphen zu übertragen. Da setzt bei uns mit Halford und Skues eine Bremse ein, als würden wir autonom gefahren. Ich finde die isländische Bindekunst so richtig gut. Sie ist erdverbunden und bindet veritable Nahrungsbrocken, keine Kupferkugeln mit Zierleiste, und unteroptimiert wo es geht. Die Nymphen sehen so aus, als hätten sie der Auslese des rauen Nordens standgehalten, sie sehen so aus, als müssten sie so aussehen, und wer an ihnen rumverzieren möchte, hat ihre Botschaft nicht verstanden. Ich bin gespannt, wie es mir mit den Mustern ergehen wird. Das wird mich natürlich nicht davon abhalten, sie auch in heimischen Revieren zu erproben. Und genau das wollte ich Ihnen auch anraten. Für alle, die Jahr für Jahr für tausende Euros für Lachs ausgeben hätte ich den Vorschlag, gehen Sie mit der Summe doch mal Forellenfischen. Ich bin sicher die Erlebnisse, die Fänge und die Kilos werden die einer Lachswoche übersteigen, denn wie sagte mein Freund Frøde immer: Es steckt einfach mehr Fischen im Forellenfischen als im Lachsfischen. Und sollten Sie dieser Tage auf dem Weihnachtsmarkt stehen und einen Lumumba trinken, derweil Sie daran denken später eine Mobuto zu binden, und sich das Grinsen nicht verkneifen können, dann kennen Sie sich mit politischer Korrektheit und belgischer Kolonialgeschichte besser aus als der Durchschnitt.
Langskeggur. Haken: Nymphenhaken Gr. 10 bis 16, Bindeseide: schwarz; Rippung: Kupferdraht; Körper: Floss, schwarz; Flügelköcher: Federsegment, dunkelbraun; Hechel: Henne, schwarz.
Pingvallabobbi. Haken: Nasshaken Gr. 6 bis 14; Bindeseide: schwarz; Körper: Bleidraht und Floss als Unterbau, Bodyglass, schwarz.
Beygla. Haken: Nasshaken Gr. 8 bis 14; Bindeseide: schwarz; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Rippung: Ovalsilber; Körper: Dubbing, schwarz; Flügel: Hechelfibern, schwarz, Krystal Flash, silber, Flügelkunststoff, weißgrau; Thorax: Dubbing, schwarz.
Sibbi Killer. Haken: Nasshaken Gr. 8 bis 14; Kopfperle: gold, silber oder kupfer; Bindeseide: schwarz; Rippung: Kupferdraht; Rücken: Fasanenfibern; Körper: Dubbing, gelb und schwarz.
Ingo Karwath