Money

For international readers: Tear down those rod prices. I don’t want an insurance.

Interessiert man sich bei der Allianz für eine Gegenstandsversicherung, kann man selbstverständlich auch eine Fliegenrute versichern. Das kostet für eine 500 Euro teure Rute je nach Tarif 23,80 Euro oder 29,75 Euro oder 59,50 Euro im Jahr. Ich nehme mal die Mitte und rechne mit 25 Jahren. Da kommt man auf 743,75 Euro Beitrag. Suchen wir nun die Firma, die damals den Markt ruinierte und eine lebenslange offene Vollgarantie anbot, kommen wir zu den Karnevalisten von Orvis. Die Idee an sich war genial, denn sie bedeutet ja nichts anderes, als eine Angelrute zusammen mit einer Versicherung zu verkaufen. Auf diese Weise ist es letztlich gelungen, eine kleine Menge Kohlefaser mit einem Korkgriff und ein paar Drahtapplikationen auf deutlich über 1000 Euro Verkaufspreis zu heben. Teure Spinn- und Karpfenruten kosten ein Drittel. Nur wir sind mal wieder die Doofen. Darum gibt es nun viele Fliegenfischer, die auf ihre Tausendeurorute stolz sind, aber eigentlich nur einen Wert von 300 in der Hand halten, denn der Rest ist ja die Versicherung, die man auf den Kunden abwälzte. Möchte ein Rutenbesitzer nun seine Rute verkaufen, die dazu mit seinem Namen und der Seriennummer angemeldet sein muss, verfällt die Versicherung, denn die gilt ja nur für den Erstbesitzer. Also muss er mit einer garantielosen Gebrauchtrute auf den Markt kommen, deren Neuwert mit 300 Euro anzunehmen ist. Folglich müssten Markenruten, die einmal versichert waren, für 200 Euro zu haben sein. Oder möchten Sie das anders sehen? Wenn es nicht gelingt, diesen Zusammenhang von Angelruten und Versicherung wieder zu entflechten, dann müssen wir zumindest ehrlich darüber reden. Wie sonst wollen wir den wahren Wert einer Fliegenrute erkennen, wie soll sich ein Gebrauchtmarkt etablieren und stabilisieren, und wie wollen wir uns für oder gegen die Versicherung entscheiden, wenn wir in einer völlig vernebelten Herstellungsszene unsere Entscheidungen treffen sollen. Ich würde mich gern für oder gegen die „Garantie“ entscheiden und das im Preis schön sehen können. Das kann man nämlich berechnen. Nennt sich Versicherungsmathematik.

Ingo Karwath