For international readers: „Ken’s Crazy Ant“ is simply not famous enough!

Man kann die Ameisen doch förmlich sehen. Die Einzelstege schneiden, die Doppelstege zupfen.

Aus Vier mach Zwei, und die Ameise erscheint.
Die „Ken’s Crazy Ant“ ist eine der cleversten Fliegen überhaupt, und hat sich zusätzlich unter den Namen „Cupboard Ant“ oder „DLA“ verbreitet, wobei die Abkürzung für „Drawer Liner Ant“ steht und die Bindeweise verrät. Schubladenmatte, italienisch Tappetino per Cassetti, spanisch Alfombrilla de cajon und französisch Tapis Fond de Tiroir, wird als chinesisches Produkt überall auf der Welt unter verschiedenen Markennamen verkauft. Meine Marke ist weewam, weil ich das lautmalerisch sehr schön fand. Also die „Weewam Ant“. Wee, der Wurf, wam, der Ring. Ja, schön wär’s, oder. Weewam besteht aus Ethafoam auf einem Netzgerüst. Das Material ist so gewebt, dass sich zwei dicke Trägerfäden und zwei dünne Trägerfäden kreuzen. Wichtig ist die Symmetrie. Eine ähnliche Matte mit einem schrägen Webmuster funktioniert nicht. Man schneidet sich vier Segmente so aus, dass die dünnen Trägerfäden längs verlaufen. Nun zupft man das vordere und hintere Segment ab. Dabei entstehen kleine Fühler, wie man sie sich schöner nicht ausdenken kann. Jetzt muss man den fertigen Körper nur noch auf einen Haken binden, der 16er ist eine gute Größe, einen kleinen Flügel dazu und eine Hechel, und fertig ist die „Crazy Ant“. Der Erfinder dieser Ameise ist Ken Walrath aus Rochdale, der von seiner Frau den Auftrag erhielt, Schubladen mit Easy Liner Material auszukleiden. Dabei fiel ihm auf, wie sehr das schaumige Netzwerk an Insekten erinnerte, und er machte sich dran, mit der Matte zu experimentieren. Dabei entstand zügig eine Ameise, die er „Crazy Ant“ taufte, und die regional als „Ken’s Crazy Ant“ bekannt wurde. Bei einem Fliegenfischerbindertreffen in Somerset wurde das Muster von mehr als zehn Jahren einer größeren Gemeinde bekannt, und obwohl alles fein belegt ist, entblöden sich immer noch ein paar Idioten, sich als Erfinder dieser Fliege zu positionieren. Hier und da mag es zwar mal gelingen, den wirklichen Erfinder von seiner Erfindung zu trennen und sich dazwischen zu schmarotzen, aber in der Regel funktioniert das heute nicht mehr wie vor fünfzig Jahren, weil der Schwarm in den sozialen Medien so viele Augen und Ohren hat. Die Ameise ist jedenfalls ‘ne Show und ich rate jedem sie nachzubinden. Problematisch ist der Ankauf von Weewam. Selbst wenn man sich mit mehreren Kollegen zusammentut, hat man letztlich einen Meter von der Rolle und kann viele, viele, sehr viele Ameisen binden. Es gibt außerdem nicht nur schwarze Matte, sondern auch braun und rot, oder gelb und grün für Raupen, und so ist es sicher sinnvoll, auch im Haus ein Projekt zu finden, wo man die Matte verbrauchen möchte. Das erfreut dann jegliche Mitbewohner, weil man initiativ was am Haushalt verbessert hat. Dass die Ameisen in den Dosen dabei ebenfalls einen Sprung in Richtungen Perfektion machten muss man ja nicht kommunizieren.

Den fertigen Körper einem 16er Haken aufbinden. Vorher ein Fundament anwickeln und lackieren.

Einen kurzen Flügel aus Antron oder einem anderen Flügelmaterial einbinden.

Eine Grizzlyhechel einbinden und die Ameise abschließen.

Sehr ameisig so von oben. Die schwarzen Ausleger tragen zur Schwimmfähigkeit bei, man kann sie aber auch kürzer anlegen.

Selbst eine kleine Rolle weewam hat tausende Ameisen in sich.
Ingo Karwath