Im letzten Quartal des Jahres, Anfang Oktober, packe ich mir die schnelle Tasche. Die Hardy Troutfishers Bag besitze ich seit über 40 Jahren, und das Beschlagleder zeigt an einigen Stellen fortgeschrittene Brüchigkeit, hält aber noch. Ich massiere es immer mal mit Colonil, und das dankt es mir mit seinem langen Leben. Die Tasche hat viele Jahre am Wasser hinter sich, insbesondere auf Meerforellen am Fluss, wo eine tief gehängte Tasche und Kniestiefel dafür sorgen, dass man schön an Land bleibt. Nichts vertreibt Meerforellen zuverlässiger als waten. Aber im letzten Quartal sind Meerforellen nur noch eine Erinnerung. Die meisten sind im Fluss, die Überspringer bilden eine Minderheit, und die Grönländer sind kleiner noch als später dann im nächsten März. Die Hechte jedoch haben gerade ihre beste Zeit. Das Kraut stirbt ab, das Wasser wird klarer, und sie schlagen sich den Bauch voll für die kommende Laichzeit. In dieser Zeit wird meine Forellenfischertasche zur Hechtfischertasche. Damit es nämlich keinen Grund gibt nicht mal kurz ans Wasser zu fahren, habe ich mein Hechtzeug kompakt in der alten Leinentasche. Für mich setzt das die Schwelle herab, wenn ich z.B. bei der Gartenarbeit ohnehin die grüne Hose und Stiefel anhabe, brauche ich danach nur die Tasche und das Rutenrohr zu greifen, und 15 Minuten später bin ich am Wasser. Die Rute steckt montiert im Rohr, ein Streamer ist schon am Draht, und nach kurzem Spaziergang kann ich werfen. Müsste ich alles suchen und sortieren, verginge mir die Lust und ich fahre nicht oder zu spät, und die Dunkelheit bricht herein. So aber nutze ich halbe Stunden, ganze Stunden, selten mehr, und muss sagen, es ist sehr erfrischend zumindest gefischt zu haben. Oktober-Melancholie, November-Blues, Dezember-Stress – was ist das?

In der Tasche sind: Streamer, Vorfächer, Draht, Landehandschuh, Verbandszeug, Lösezange, Zollstock, Rachensperre, Vakuumschlauch, Messer, Priest, Zweitrolle mit Sinkschnur, Zigarrenetui, Feuerzeug, Kaffee, Rum, Handtuch und Angelpapiere.
Ingo Karwath